Ein Leben ohne Technologie... heutzutage kaum vorstellbar. Sie gestaltet und begleitet uns den grössten Teil unseres Alltags, ob Zuhause, an der Arbeit oder beim Reisen. Die Frage "und wenn wir diese ganzen Erfindungen, die unser Leben so erleichtern, nicht hätten?" kommt dann bei den meisten auf. Es fällt einem aber oft leichter, sich neue Technologien, die den Alltag noch mehr erleichtern könnten, auszudenken, als sich ein Leben ohne die bereits vorhandenen vorzustellen. Doch würde man die Uebung trotzdem vollstrecken wollen: Könnte man ohne bestimmte Technologien in unserer heutigen Zeit überhaupt klarkommen?
Eine äusserst nützliche und weit verbreitete Technologie ist Mobilität. Sie repräsentiert nämlich wortwörtlich den Antrieb unserer Welt auf wirtschaftlicher wie auch auf gesellschaftlicher Ebene. Ohne jegliche fortgeschrittene Form der Fortbewegung fühlte man sich in eine Epoche zurückversetzt, die sogar weiter zurückliegt als die Antikität, in welcher man schon erste Kutschen und Karren kannte sowie grosse Kriegs- und Handelsschiffe erbaute. Man erlebte einen Planeten, der nicht ansatzweise so aussähe wie der heutige. Fernhandel, Reisen, Kommunikation, Kriegsführung, Erkundung und daraus folgernd die gesamte Struktur der heutigen Menschheit wären ohne Mobilität eine weit entfernte Utopie. Die Antwort liegt also auf der Hand: Die Verkehrsmittel sind eine unverzichtbare Technologie.
In der heutigen Zeit, in der die Kunst des Schreibens eine verbreitetere wie auch akzessiblere Technologie geworden ist, wird oft übersehen, was für eine wichtige Rolle die Schrift spielt und wie es keineswegs selbstverständlich ist, diese Technologie beherrschen zu können. Um einen möglichen Einblick in die Wichtigkeit dieser Technologie zu kriegen, lohnt es sich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen: Schrift wurde nämlich vor ca. 3'500 Jahren in Mesopotamien erfunden und gilt als einer der Hauptpfeiler der ersten Hochkulturen. Die Revolution, die sie darstellte, wird auch noch ersichtlich, wenn man die Einteilung der menschlichen Existenz betrachtet: Die Epoche der Antike und somit der Geschichte als ganzes beginnt unmittelbar mit dem Erfinden der Schrift. Wie die Gesellschaft vor dieser entscheidenden Etappe der anthropischen Entwicklung aufgebaut war, liess sich erforschen: Man landet also in einer prähistorischen Epoche namens Neolithikum auch als Jungsteinzeit bekannt. Das Leben eines Menschen in der Jungsteinzeit sah in etwa so aus: Man war Bauer und Viehzüchter, baute erste Plantagen an und bewirtschaftete das Land, wohnte in kleinen Dörfern aus angesammelten Hütten aus Holz und Stroh und führte erste Kriege gegen feindliche Siedlungen. Von heutigem Lebensstandard gibt es in dieser Phase kaum zu sehen. Die darauffolgende Periode der Antike, die die Schrift kannte, offenbarte ein uns vertrauteres Bild des Wohlstandes. Die Schrift war nicht der einzige Motor der frühen Hochkulturen, dies wird von schriftlosen Hochkulturen selbst bewiesen, dennoch trug sie offensichtlich dazu bei, solch grosse Reiche und Siedlungen überhaupt ermöglicht zu haben, unsere heutige Gesellschaftsstruktur selbstverständlich eingeschlossen.
Nun ist nicht mehr von einer Erfindung die Rede, sondern von einer Entdeckung, die Entdeckung vom Strom. Diese Entdeckung erforderte viele wissenschaftliche Experimente und Arbeiten, welche sich auf Jahrhunderte verteilten. Doch den ersten Nutzen fand man in der Beleuchtung von Strassen und Gassen in Zeiten der frühen industriellen Revolution um ca. 1800. 1878 zog diese noch neue Technologie in die privaten Haushalte ein und löste allmählich die bislang benutzten Arten der Beleuchtung ab. Zwölf Jahre zuvor hatte man die revolutionäre Dynamomaschine erfunden, die die Grundlage der späteren Elektromotoren waren. Weitere Etappe war der Umstieg von Gleich- auf Wechselstrom. Es folgten darauf unendlich viele Erfindungen und Entwicklungen, die unsere Vergangenheit gleichermassen schmiedete wie unsere Gegenwart. Radierte man all diesen Teil der Geschichte aus, ergäbe sich ein unerkennbares Bild der heutigen Zeit: Kerzen und Oellampen beleuchteten Häuser, Fahrzeuge und Strassen. Keine Form der Elektro-Mobilität mittels Zug, Bus oder Auto wäre zu sehen. Die Kommunikation bliebe bei den einfachen Briefen, da weder Telefon, noch Computer, noch Händy geschaffen werden könnten. Selbst die Erkundung von fremden Gegenden wie das All wären kaum in Betracht zu ziehen. Die Welt würde sich grob gesagt langsamer drehen, als sie es heute tut. Dies hätte höchstwahrscheinlich auch positive Seiten aufgewiesen, doch die Verluste eines Planeten, auf dem Strom nicht genutzt wird, sind nicht zu übersehen. Die Unverzichtbarkeit dieser Entdeckung und somit auch der Technologien, die auf dieser Basis erschaffen wurden, bleibt klar und deutlich.
Unverzichtbare Technologien gibt es unzählige. Hier wurde nur ein Fragment davon unter die Lupe genommen und untersucht. Bei diesen drei Beispielen war deutlich zu sehen, wie stark die heutige Wirtschaft und Gesellschaft auf bestimmte Technologien angewiesen sind. Das Fehlen einer Entdeckung hätte die gesamte Geschichte bis zur Gegenwart verändert und geprägt. Trotzdem muss letztenendes gesagt werden, dass die Unverzichtbarkeit einer Technologie sehr hart zu ermitteln ist, was zum Zurückgreifen auf mehrere Annahmen führt. Denn eine Technologie entwickelt sich nicht in einem geschlossenen System, sondern in einem komplexen Netzwerk von interagierenden Systemen. Vorsicht ist bei diesen Vermutungen also wichtig beizubehalten.